Der Anschluß an die Außenwelt ist unter DOS mit PC/FlexNet möglich. Durch die Verwendung von FlexNet gibt es nur einen ``breiten'' Datenkanal auf dem die Kommunikation zwischen Box und FlexNet erfolgt. Damit gibt es nicht die vom Hostmode her bekannte Beschränkungen auf irgendwelche statischen TNC-Kanäle. Auf welchem Funkport die Ausgabe erfolgt, hat für die Mailbox keine Bedeutung.
Unter Linux erfolgt der Funkanschluß mit einem integrierten Layer2 oder mit dem Linux-Kernel-AX.25.
Unter Windows ist bis zur Verfügbarkeit von PC/FlexNet nur der Betrieb mit dem integrierten Layer2 möglich.
Die DOS-BayCom Mailbox kommuniziert über PC/FlexNet mit der Außenwelt. Grafisch läßt sich diese Kommunikation etwa folgendermaßen darstellen:
OM/YL | BCM BCT (Terminal) Applikation | | FLEXNET.EXE/FLEXDIGI.EXE FLEXNET.EXE FlexNet-Kernel | | USCC.EXE, SER12.EXE, etc. 6PACK.EXE, etc. Kanaltreiber | | USCC-Karte, BayCom-Modem, etc. TNC2, etc. Hardwareanschluß | | Funkgerät, Antenne ---------- Antenne, Funkgerät Luftschnittstelle
Die Daten werden von der BayCom-Mailbox an den geladenen FlexNet-Kernel übergeben. Dieser gibt die Daten an die Kanaltreiber weiter. Im Kanaltreiber werden diese Daten je nach Hardware aufbereitet und an der entsprechenden Schnittstelle ausgegeben (z.B. serielle Schnittstelle). Im Modem werden diese Daten in über das Funkgerät übertragbare Signale umgewandelt, die Antenne strahlt die Packet-Radio Daten ab. Am anderen Ende der Verbindung befindet sich das Funkgerät des Users, die Daten gehen den umgekehrten Weg. Das BayCom-Terminal (oder irgendein anderes Terminal) stellt diese Daten am Bildschirm dar, der OM oder die YL freut sich über die neuen Nachrichten in der Mailbox.
Im Rechner muß neben dem Betriebssystem (DOS) folgendes laufen:
Die Hardware bestimmt, welche Kanaltreiber zu laden sind. Es wird folgende Hardware unterstützt:
PC/FlexNet ist ein unter vielen Entwicklern verteiltes Projekt, in den Mailboxen sind in der Rubrik FLEXNET (machmal auch RMNC) immer wieder neue Treiber zu finden.
Nachdem der Rechner gebootet wurde, ist zuerst der FlexNet-Kernel
FLEXNET.EXE zu laden. Anschließend wird, je nach dem, ob der Rechner
gleichzeitig auch als Netzknoten dienen soll, auch FLEXDIGI.EXE
geladen. Jetzt folgen die Kanaltreiber. Die Reihenfolge bestimmt die
Port-Nummer (0..14), ist jedoch ansonsten unwesentlich. Sind alle Treiber
geladen, wird FlexNet mit FLEX.EXE aktiviert. Ab diesem Zeitpunkt ist
FlexNet aktiv. Evtl. können oder müssen mit FSET.EXE verschiedene
Parameter gesetzt werden. Zum Abschluß wird die BayCom-Mailbox
BCM.EXE gestartet. Mit dem Befehl VERSION
kann jetzt
überprüft werden, ob FlexNet erkannt wurde. Wird das Programm
FLEXDIGI.EXE geladen, so wird im Versionsbefehl ``FlexDigi'' angezeigt,
ansonsten ``FlexNet'' für FlexNet ohne Node.
FlexNet zeichnet sich durch nur wenige notwendige Einstellungen aus. Für jeden Kanal ist jeweils nur der ``mode'' und das ``txdelay'' einzustellen, bei manchen Kanaltreibern ist auch dies nicht notwendig.
Wird FLEXDIGI.EXE geladen, so werden die notwendigen Einstellungen der Datei FLEXNET.FPR entnommen, sie brauchen nicht bei jedem Start neu eingestellt zu werden. In dieser Datei werden neben dem ``txdelay'' und ``mode'' für jeden Kanal auch das ``ssid'' sowie die eingetragenen Links gespeichert. Beim ersten Start von FLEXDIGI.EXE wird eine Defaultkonfigurationsdatei FLEXNET.FPR erzeugt. Diese kann entweder mit FSET.EXE oder mit dem Miniterminal TNC.EXE den Erfordernissen angepaßt werden.
Der erste Start von FlexNet könnte etwa so aussehen:
Eingabe Bemerkung
LOADHIGH FLEXNET.EXE 150 FlexNet-Kernel, 150 kB Puffer
LOADHIGH FLEXDIGI.EXE FlexNet-Digi
LOADHIGH USCC.EXE /P=0x300 /I=5 Kanaltreiber für USCC-Karte
LOADHIGH SER12.EXE 2 BayCom-Modem an der COM2
FLEX.EXE Aktivierung von FlexNet
TNC.EXE Starten des Mini-Terminals
ESC C Connect zum Digi ``FLXNET-0''
MYCALL DB0AAB 0 15 Einstellen des Digi-Calls, SSIDs 0-15
MODE 0 9600trzums Einstellen der Kanal-Modes für den
MODE 1 1200cums Ports 1-4 der USCC-Karte (entspricht
MODE 2 19200dtrz den FlexNet-Kanälen 0-3)
MODE 3 19200trz
MODE 4 1200c ...und für das BayCom-Modem
PAR SSID 0 0 Einstellen der Kanäle mit SSID
PAR SSID 1 1 (= keine Exklusivlinks)
PAR TXD 10 0 Einstellen der TX-Delays der
PAR TXD 25 1 verschiedenen Kanäle
PAR TXD 5 2
PAR TXD 5 3
PAR TXD 25 4
MAIL DB0AAB-8 Einstellen der lokalen Mailbox
Q Verbindung zum Knoten beenden
ESC Q Beenden des Terminals
Y Ende bestätigen
BCM.EXE BayCom-Mailbox starten
(...) BayCom-Mailbox bedienen
FLEX.EXE /U FlexNet aus dem Speicher entfernen
Da es in diesem Fall keine Parameter-Datei gibt, müssen die Parameter ``MODE'' und ``TXDELAY'' nach jeder Aktivierung mit dem Programm FSET.EXE eingestellt werden.
Der erste Start sieht ähnlich aus:
Eingabe Bemerkung
LOADHIGH FLEXNET.EXE 80 FlexNet-Kernel, 80 kB Puffer
LOADHIGH KISS.EXE 2 Kanaltreiber für KISS auf COM2
(z.B. Kopplung mit RMNC-Knoten)
FLEX.EXE Aktivierung von FlexNet
FSET.EXE MODE 0 19200c 19k2 mit RMNC-CRC
BCM.EXE BayCom-Mailbox starten
(...) BayCom-Mailbox bedienen
FLEX.EXE /U FlexNet aus dem Speicher entfernen
Sowohl das Laden, als auch das Parametrieren von FlexNet geschieht in der Startdatei SFLEX.BAT. Diese Datei wird aus der AUTOEXEC.BAT mit ``CALL SFLEX.BAT'' aufgerufen.
Befindet sich die FlexNet-Software im Verzeichnis C:\FLEX, so kann die Startdatei SFLEX.BAT etwa folgendermaßen aussehen:
C: CD \FLEX LOADHIGH FLEXDIGI.EXE 150 LOADHIGH FLEXNET.EXE LOADHIGH <Kanaltreiber>.exe <Parameter für Kanaltreiber> FLEX.EXE FSET.EXE TXD 0 10 FSET.EXE MODE 0 1200c
Eventuell können neben der Applikation BCM.EXE auch andere Applikationen geladen werden. Unter DOS müssen diese Applikationen TSR's (Hintergrund-Programme) sein, unter einer anderen Oberfläche (Windows, OS/2, etc.) ggf. auch ``Vordergrundprogramme''.
Zu beachten ist, daß FLEXDIGI.EXE nicht frei verteilt wird, aber unter Angabe des Netzknoten-Rufzeichens bei Gunter, DK7WJ@DB0ZDF.#RPL.DEU.EU angefordert werden kann.
Womit Leute immer wieder Probleme haben: Mit FLEXDIGI.EXE wird die interne Struktur komplett umgebaut. Normalerweise hängen Applikationen wie BCM via FlexNet-Kernel direkt an den L1-Kanälen. Mit FLEXDIGI hängen sie an einem (virtuellen) Kanal 15 und kommunizieren nur über diesen mit der Außenwelt.
Dadurch sieht von der Parametrierung her gesehen FLEXDIGI + BCM genauso aus wie z.B. RMNC/FlexNet (oder PC/FlexNet) + BCM auf getrennten Rechnern, man braucht im FLEXDIGI also auch einen Link-Eintrag zur Box auf Kanal 15. QSOs laufen immer über den Digi, was den Durchsatz etwas bremst und mehr Speicherplatz benötigt.
Daher die Empfehlung, FLEXDIGI wegzulassen, wenn keine Netzknotenfunktion gebraucht wird. Auch HOP2HOP-digipeating wird seit Version 3.3e vom FlexNet-Kernel unterstützt (siehe FLEXNET.DOC und ``FSET /?'').
Für Sysops, die FLEXDIGI einsetzen, ist die gedruckte Sysop-Dokumentation für RMNC/FlexNet und PC/FlexNet erhätlich bei:
FlexNet-Gruppe Darmstadt
Gunter Jost, DK7WJ
Lichtenbergstr. 77
D-64289 Darmstadt
Deutschland
Für Packetbetrieb ist in in der BayCom-Mailbox für Linux auch die Funktion des L2 auch enthalten. Dieser wird über die Datei INIT.L2 konfiguriert. Nur wenige Parameter müssen eingestellt werden. Eine Beispieldatei befindet sich im Kapitel Initialisierungs-Datei INIT.L2.
Der AX.25-Teil der Box kann 2 verschiedene Interfaces ansteuern:
assign kiss ; Wir wollen eine KISS-Verbindung device /dev/ttyS0 ; über die erste serielle Schnittstelle mode 19200c ; mit 19200 Baud und FlexNet-CRC
assign axip ; Wir wollen eine AXIP-Verbindung device 44.130.1.1 ; zum Rechner mit der Adresse 44.130.1.1 port 4719 ; auf dem Port 4719
IPPD -i:<packetintno> [-c:<numchannels>] -m:<myipaddr>
[-u:<port>] -p:<peeripaddr>
[-g:<gwipaddr>[,<gwhwaddr>]] [-r:<proto>]
also z.B.
IPPD -I:0x60 -M:44.130.1.1 -P:44.130.1.2 -U:4719
Die hier verwendeten IP-Adressen sind frei erfunden und sollten
koordiniert sein, falls der Rechner in irgendeinem Netz eingebunden
ist. Es ist darüber hinaus sinnvoll, die Hardwareadressen
(gwhwaddr=Ethernetadresse) statisch einzutragen. In einem privaten
Netz sollten Internetadressen laut RFC1918 verwendet werden:
10/8, 172.16/12, 192.168/16; Es können mehrere Instanzen von AXIP oder KISS konfiguriert werden (insgesamt max. 20). Die Kanalzuordnung erfolgt in der Reihenfolge, in der die assign-Befehle in INIT.L2 auftauchen. Wird nur eine Schnittstelle (also KISS oder AXIP) verwendet, so sollte diese sinnvollerweise als erster Eintrag in INIT.L2 stehen. Wird KISS ohne CRC-Prüfung betrieben, so erfolgt ein #S-Eintrag ins Syslog. KISS sollte nur mit CRC betrieben werden, deshalb immer ``c'' beim Modebefehl in INIT.L2 eintragen.
Die Konfiguration des Linux-Kernels wird hier nicht beschrieben. Bevor man sich daran versucht, die BayCom-Mailbox über das Kernel-AX.25 an die Außenwelt anzubinden, sollte man bereits mit dem Programm ``call'' aus den ax25-utils erfolgreich versucht haben, einen Connect aufzubauen. Es sei hier auf das AX25- und das HAM-HOWTO verwiesen. Beides liegt normalerweise jeder Linux-Distribution bei.
Die ax25-utils sind nicht unbedingt notwendig, um die BayCom-Mailbox mit Kernel-AX.25 zu betreiben, wohl aber, um manche AX.25-Interfaces zu aktivieren (z.B. kissattach für KISS-Interfaces oder bpqparms für BPQ-Interfaces), außerdem empfiehlt sich das Programm ``call'' zum Testen der Konfiguration.
Hat man nun ein funktionierendes AX.25-Interface, gilt es zunächst herauszufinden, wie die Hardware-Adresse davon lautet. Angenommen das Interface heißt scc0, so läßt sich das mit dem Befehl ``ifconfig scc0'' bewerkstelligen. Die Ausgabe sieht z.B. so aus:
scc0 Link encap:AMPR AX.25 HWaddr DH3MB-10
inet addr:44.130.186.1 Bcast:44.255.255.255 Mask:255.0.0.0
UP RUNNING MTU:256 Metric:1
RX packets:10625 errors:1486940 dropped:0 overruns:0
TX packets:2550 errors:0 dropped:0 overruns:0
Die Hardware-Adresse (``HWaddr'') lautet hier DH3MB-10. Damit die BayCom-Mailbox nun über dieses Interface connected werden kann, ist nur ein einziger Befehl einzugeben:
ax25k_if dh3mb-10
Danach ist ein Neustart der Mailbox notwendig, um das Interface zum Kernel-AX.25 zu aktivieren. Zu beachten ist dabei, daß das Rufzeichen ``dh3mb-10'' nichts mit den Rufzeichen der Mailbox zu tun hat. Es ist lediglich eine Art Bezeichnung für das AX.25-Interface und wird von der Mailbox nicht weiter verwendet. Nun ist die Mailbox bereits über dieses Interface erreichbar. Um auch bei ausgehenden Connects (beim Sysop-Befehl ``CONNECT'' und bei S&F-Connects) das Kernel-AX.25-Interface zu verwenden, gibt es zwei Möglichkeiten:
Abgeschaltet wird das Interface mit ``ax25k_if off''. Eine Abschaltung des internen L2 ist derzeit noch nicht möglich, es wird allerdings daran gearbeitet.
Bei der Windows NT-Version erfolgt der Packet-Anschluß wie auch bei der Linux-Version über INIT.L2, mit dem Unterschied, daß bei einem KISS-Interface nicht etwa /dev/ttyS0, sondern die unter DOS/Windows üblichen Bezeichnungen für die seriellen Schnittstellen angegeben werden müssen, also COM1, COM2, etc.
Das sieht dann etwa so aus:
assign kiss ; Wir wollen eine KISS-Verbindung device COM1 ; über die erste serielle Schnittstelle mode 19200c ; mit 19200 Baud und FlexNet-CRC
Die Konfiguration eines AXIP-Interfaces erfolgt exakt so wie bei der Linux-Version.
Bei den meisten Mailboxsystemen (z.B. FBB, DieBox, W0RLI, MSYS) gibt es eine Grenze für die Anzahl der gleichzeitig in der Mailbox eingeloggter Stationen. Es sind dann z.B. nur 27 gleichzeitige Logins möglich.
Bei der BayCom Mailbox wird für jedes Login dynamisch Speicher reserviert (ca. 5 kB unter DOS, ca. 20 kB unter Linux/Windows NT). Je nach Konfiguration (freier Speicher) ergibt sich eine praktische Grenze, die bei der DOS-Version bei etwa 80 gleichzeitigen Logins liegt. Unter 20 kB freien Speicher werden automatisch keine weiteren Logins zugelassen. Statisch wird die Anzahl der Logins bei DOS auf 100 Logins, bei Linux/Windows NT auf 200 Logins begrenzt.
Da damit eine eingeloggte Station anderen Stationen ``nichts wegnimmt'' gibt es bei der BayCom-Mailbox auch folgende Funktionen nicht: